Das ständige Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben und sich räuspern zu müssen, ist nicht nur lästig, sondern kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Oft ist eine harmlose Überproduktion von Schleim die Ursache, doch gerade bei Senioren können auch altersbedingte Veränderungen oder chronische Reizungen dahinterstecken. Es ist wichtig, die Anzeichen zu deuten und die richtigen Schritte zur Linderung zu unternehmen.
Das Post-nasal-Drip-Syndrom: Der Schleimfluss von oben
Die häufigste Ursache für ständigen Schleim im Hals ist das sogenannte Post-nasal-Drip-Syndrom (PNDS). Dabei fließt überschüssiges Nasen- und Nebenhöhlensekret die Rachenwand hinunter, anstatt durch die Nase abzufließen. Normalerweise bemerken wir diesen Vorgang nicht, doch wenn der Schleim zähflüssiger wird oder die Menge zunimmt, führt dies zu einem unangenehmen Kitzelgefühl, Hustenreiz und dem Zwang, sich ständig zu räuspern.
Ursachen: PNDS kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden:
Allergien (z. B. Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare): Diese führen zu einer entzündlichen Überproduktion von dünnflüssigem, wässrigem Sekret.
Akute und chronische Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis): Hierbei ist der Schleim oft zäher und kann gelblich oder grünlich verfärbt sein, besonders bei einer bakteriellen Infektion.
Umweltreize: Trockene Heizungsluft, Rauch (aktiv und passiv) oder chemische Dämpfe reizen die Schleimhäute und erhöhen die Sekretproduktion.
Spezielle Aspekte für Senioren: Mit zunehmendem Alter lässt die Reinigungsfunktion der Flimmerhärchen in den Atemwegen nach, was den Abtransport von Schleim erschwert. Hinzu kommt die sogenannte senile Rhinitis (Alterstriefnase), eine altersbedingte, nicht-allergische Entzündung, die zu wässrigem Dauerschnupfen führen kann und die Symptome des PNDS verstärkt.
Tipp: Nasenspülungen: Eine Nasendusche mit physiologischer Salzlösung (0,9 % Salzgehalt) ist ein effektives und sehr kostengünstiges Mittel, um überschüssigen Schleim auszuspülen und die Schleimhäute zu befeuchten. Das Salz zur Herstellung der Lösung kostet oft nur wenige Cent pro Anwendung, während eine Nasendusche einmalig zwischen 5,- € und 20,- € liegt. Verwenden Sie dafür nur abgekochtes und abgekühltes oder destilliertes Wasser.
Reflux Gastroösophagealer Reflux
Reflux oder Sodbrennen wird oft nur mit Magenschmerzen in Verbindung gebracht, doch die Laryngopharyngeale Refluxkrankheit (LPR) – auch „stiller Reflux“ genannt – ist eine häufige und oft übersehene Ursache für chronischen Schleim und Räusperzwang. Hierbei gelangt geringe Mengen Magensäure oder Mageninhalt bis in den Rachen- und Kehlkopfbereich, was die empfindlichen Schleimhäute chronisch reizt.
Symptome: Anders als beim klassischen Sodbrennen tritt das typische Brennen hinter dem Brustbein nicht immer auf. Stattdessen sind die Hauptbeschwerden bei LPR:
Ständiges Gefühl eines Fremdkörpers oder Schleims im Hals.
Chronischer Räusperzwang und Husten (oft nachts oder morgens).
Heiserkeit oder eine belegte Stimme.
Praktische Tipps zur Reduzierung: Die Umstellung des Lebensstils ist der wichtigste Baustein der Behandlung:
Spätes Essen vermeiden: Nehmen Sie die letzte Mahlzeit mindestens 3 Stunden vor dem Schlafengehen zu sich.
Erhöhte Schlafposition: Schlafen Sie mit leicht erhöhtem Oberkörper (ca. 15 bis 20 cm). Dies kann durch spezielle Keilkissen (Kostenpunkt 30,- € bis 60,- €) oder durch das Unterlegen des Kopfteils des Bettes erreicht werden und hilft, den Rückfluss der Magensäure im Liegen zu verhindern.
Auslöser meiden: Reduzieren Sie den Konsum von scharfen Speisen, sehr fetthaltigen Gerichten, Kaffee, Alkohol, kohlensäurehaltigen Getränken und Pfefferminze, da diese den Schließmuskel der Speiseröhre schwächen können.
Trockenheit, Reizstoffe und die Gefahr des Räusperns
Manchmal ist der Schleim im Hals nicht zu viel, sondern einfach zu zäh oder die Schleimhäute sind durch äußere Einflüsse ständig gereizt. Dies führt ebenfalls zu dem lästigen Gefühl des Festsitzens.
Trockene Luft: Gerade in den Wintermonaten reduziert trockene Heizungsluft die Feuchtigkeit der Schleimhäute, wodurch der Schleim eindickt und schwerer abtransportiert werden kann.
Abhilfe: Ein Luftbefeuchter (einfache Modelle ab ca. 25,- €) kann helfen, die optimale Luftfeuchtigkeit von 40–60 % zu erreichen. Alternativ können feuchte Handtücher über die Heizung gehängt werden.
Der Teufelskreis des Räusperns: Das ständige, forcierte Räuspern reizt die Stimmbänder und die Rachenschleimhaut zusätzlich. Die gereizte Schleimhaut produziert daraufhin noch mehr Schleim, um sich zu schützen – der Kreis beginnt von Neuem.
Die bessere Alternative: Versuchen Sie stattdessen, kräftig zu schlucken oder lauwarmes Wasser in kleinen Schlucken zu trinken. Eine effektive Stimmhygiene-Übung ist das sanfte Summen eines tiefen Tones, das durch die Vibration den festsitzenden Schleim schonender löst.
Flüssigkeitszufuhr als Schlüssel: Ausreichendes Trinken (vorzugsweise stilles Wasser und Kräutertees) ist essenziell, um den Schleim dünnflüssig zu halten. Besonders für Senioren ist dies wichtig, da das Durstempfinden oft nachlässt. Vermeiden Sie Kamillentee, da dieser die Schleimhäute austrocknen kann – besser sind Salbei- oder Malventee.
Wann Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen sollten
Obwohl chronischer Schleim im Hals in den meisten Fällen durch die genannten, harmlosen Ursachen bedingt ist, sollte bei bestimmten Warnzeichen eine ärztliche Abklärung erfolgen. Gerade bei älteren Menschen müssen chronische Lungenerkrankungen oder andere ernsthafte Zustände ausgeschlossen werden.
Dringende Warnsignale: Suchen Sie umgehend einen Facharzt (HNO, Lungenfacharzt oder Internist) auf, wenn folgende Symptome auftreten:
Blutiger Schleim oder eine deutliche Verfärbung (dunkelgelb, grün) des Sekrets ohne eine offensichtliche akute Erkältung.
Anhaltendes Fieber oder starke Schmerzen (z. B. im Gesicht oder an den Zähnen).
Unerklärlicher Gewichtsverlust.
Schluckbeschwerden (Dysphagie), die sich verschlimmern.
Atemnot oder pfeifende Atemgeräusche (Wheezing).
Dauerhafte Beschwerden: Wenn der Schleim im Hals länger als zwei bis drei Wochen anhält und durch Hausmittel keine Besserung eintritt, sollte die Ursache durch eine HNO-Untersuchung (z. B. eine Endoskopie des Rachens) abgeklärt werden, um beispielsweise chronische Sinusitis, Allergien oder LPR sicher zu diagnostizieren und eine gezielte Behandlung einzuleiten.
Hausmittel und präventive Maßnahmen sind eine hervorragende Unterstützung, aber sie ersetzen keine fachärztliche Diagnose bei chronischen oder besorgniserregenden Symptomen.