Hörgeräte sind ein wichtiger Bestandteil für selbstbestimmtes Leben im Alter. Dank moderner Technik, guter Beratung und vielfältiger Modelle können Seniorinnen und Senioren heute aus einer Vielzahl effektiver Hörhilfen wählen – vom klassischen Hinter-dem-Ohr-Gerät bis hin zum rezeptfreien OTC-Modell.

Wann ein Hörgerät sinnvoll ist – und wer es bezahlt

Ein Hörgerät kann die Lebensqualität älterer Menschen deutlich verbessern: Gespräche werden leichter verstanden, Geräusche aus der Umwelt wieder klarer wahrgenommen. Bei vielen Seniorinnen und Senioren entwickelt sich Hörverlust schleichend – ein frühzeitiger Hörtest beim HNO-Arzt kann Aufschluss geben.

Wenn ein medizinisch relevanter Hörverlust festgestellt wird, übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung einen Zuschuss von rund 800 Euro pro Ohr (Stand: 2025). Voraussetzung ist eine ärztliche Verordnung und eine Versorgung über anerkannte Akustik-Fachgeschäfte.

Private Krankenversicherungen übernehmen je nach Tarif eine anteilige oder vollständige Kostenerstattung. Zusatzleistungen wie Fernbedienung, Bluetooth oder besondere Materialien sind häufig selbst zu zahlen.

Was gute Hörgeräte kosten

Die Kosten für Hörgeräte variieren stark – abhängig von Technik, Ausführung und Service. Eine grobe Einteilung:

Basis-Hörgerät (mit Kassenleistung): ca. 0–300 € Zuzahlung

Mittelklassegerät mit Zusatzfunktionen: ca. 600–1.200 € pro Ohr

Premium-Hörgerät mit Smartphone-Steuerung und adaptiver Sprachverarbeitung: ca. 2.000–3.000 € pro Ohr

Im Preis enthalten sind in der Regel Anpassung, Hörtraining, Gerätepflege und Nachkontrollen über mehrere Jahre. Meist gibt es 6 Jahre Garantie, regelmäßige Wartungstermine inklusive.

Wer Kosten sparen möchte, kann auf gebrauchte oder überholte Geräte zurückgreifen – aufbereitet von Fachbetrieben, technisch geprüft und mit Garantie. Wichtig ist dennoch eine individuelle Feinanpassung an das persönliche Hörprofil.

Etablierte Hörgerätemarken im Vergleich

Bei der Wahl des Geräts spielt die Markenwahl eine große Rolle – sowohl in Bezug auf Technik als auch auf Serviceumfang. Beliebte Hörgerätehersteller mit gutem Ruf sind:

Phonak (Schweiz): Qualität bei Sprachverständlichkeit, besonders bei Lärm

Oticon (Dänemark): großer Fokus auf Natürlichkeit des Klangbilds

Signia (Deutschland): moderne Bauformen, Smartphone-Anbindung

ReSound (Dänemark): starke App-Lösungen, vielfach kompatibel

Widex (Dänemark): bekannt für Musik-Liebhaber, detailreicher Klang

Bose (USA): im OTC-Bereich aktiv (nicht überall erhältlich)

Alle genannten Marken bieten verschiedene Modelle: von klassischem Hinter-dem-Ohr-Gerät bis zu besonders diskreten Im-Ohr-Varianten. Viele Systeme arbeiten mit künstlicher Intelligenz und passen sich automatisch an die Umgebung an – z. B. lauter Straßenverkehr, Gespräche oder Fernsehlautstärke.

Eine persönliche Beratung beim Hörakustiker bleibt entscheidend – nicht jede Marke passt zu jedem Hörprofil.

OTC-Hörgeräte: Eine Lösung ohne Rezept?

Seit Kurzem sind auch rezeptfreie Hörgeräte erhältlich – sogenannte OTC-Hörgeräte („Over-the-Counter“). Sie richten sich speziell an Menschen mit leichtem bis mittlerem Hörverlust und sind direkt im Handel oder online erhältlich.

Vorteile:

Kein Arztbesuch oder Hörtest erforderlich

Sofort einsatzbereit

Preisgünstiger: meist 200–800 € pro Paar

Bedienung oft per Smartphone-App möglich

Einschränkungen:

Keine individuelle Feinanpassung

Ggf. weniger effektiv bei asymmetrischem oder starkem Hörverlust

Bedienung in englischer Sprache (bei Importprodukten)

Keine Bezuschussung durch Krankenkassen

OTC-Geräte können eine Einstiegslösung sein – insbesondere bei Unsicherheit oder Budgetgrenzen. Dennoch ersetzt ein OTC-Hörgerät keine persönliche Beratung oder medizinische Diagnostik bei auffälligem Hörverlust.

Worauf Senioren beim Vergleich achten sollten

Ein gutes Hörgerät sollte nicht nur elektrisches Rauschen reduzieren, sondern vor allem den Alltag erleichtern. Kriterien beim Vergleich:

Einfaches Handling: Akkulaufzeit, Aufladung, Gerätegröße

Zubehör: Fernbedienung, Telefonspule, TV-Kopplung

Sprachverständlichkeit in Gruppen oder mit Hintergrundgeräuschen

Service: Hörakustiker in Wohnortnähe, Reparaturservice

Optik: Größe, Tragegefühl, Hautverträglichkeit bei Materialien

Integration: Smartphone-Verbindung, App-Steuerung

Wer häufig unterwegs ist, sollte auf robuste Geräte mit langer Akkulaufzeit achten. Häufiges Fernsehen? Dann sind TV-Anbindung oder Induktionsschleife hilfreich. Für Kurzsichtigkeit gibt es Spezialmodelle, die mit Brillen kombinierbar sind.

Fazit:

Seniorinnen und Senioren profitieren heute von technologisch ausgereiften Hörgeräten – ob klassisch angepasst oder als rezeptfreie Lösung. Neben Kosten und Marken sollten individuelle Hörbedürfnisse, Bedienkomfort und erreichbare Beratung im Vordergrund stehen. Wer Angebote strukturiert vergleicht und sich Fachwissen einholt, findet eine passende Hörlösung, die Kommunikation und Lebensqualität im Alter nachhaltig verbessert.